Optimistisch starteten wir heute kurz nach dem Aufstehen wieder Richtung Norden. Unsere Nacht in Carnavon – über das ich hier absichtlich kein weiteres Wort mehr verlieren möchte – war kurz, unser Wille es trotz Zyklon Olwyn, Überschwemmungen, Stromaufällen und Treibstoffmangel bis zum Nigaloo Reef zu schaffen aber ungebrochen. Wir hatten uns vorgenommen, erstmal 1,5 Stunden Richtung Coral Bay zu fahren, um festzustellen, ob die dortige Küstenstraße wieder freigegeben worden war. Im Vorfeld war das ohne Strom und somit ohne Internet leider nicht in Erfahrung zu bringen. Also ging es ohne richtiges Frühstück wieder auf den Highway.

Floodways

Floodway
Ein überfluteter Straßenabschnitt im Outback, ein sogenannter Floodway

Die Temperaturen, die über Nacht kaum abgenommen hatten, erreichten bis 11 Uhr wieder die gewohnten 32 Grad. Nach etwa 50 Kilometern erreichten wir den ersten Floodway, also einen  Straßenabschnitt, der bei heftigen Regenfällen recht schnell überflutet wird – und so war es auch heute. Allerdings schoben sich die Wassermassen nur mit ca. 10 cm Tiefe auf einer Länge von 40 Metern über den Asphalt. Schaffbar also. Wir bewegten uns in unserem Camper langsam durch die braune Brühe und freuten uns danach wieder auf einer freien Straße fahren zu können. Solche Situationen folgten auf den nächsten 100 Kilometern noch einige Male, ohne uns jedoch nachdrücklich zu verunsichern. Und als wir endlich an der Abzweigung Richtung Coral Bay ankamen, freuten uns wie kleine Kinder über die „OPEN ROAD“.

Wir setzten unsere Fahrt fort und schmiedeten bereits wilde Pläne für die nächsten Tage an den Traumstränden im Norden. Insgesamt 6 Tage wollten wir bleiben, schnorcheln, Bootsausflüge machen, die Tierwelt bewundern und – ausspannen. Doch nach etwa 30 Kilometern glitzerte es unheilbringend am Horizont. „Ist das etwa alles Wasser da hinten?“ platzte es ungläubig aus mir heraus. Doch schon 1.000 Meter weiter war es traurige Gewissheit: die Straße vor uns war auf einer Länge von gut 100 Metern von bis zu 180 Zentimetern Wasser überflutet. Ein riesiger See hatte sich nach dem Zyklon gebildet, so dass ein Durchkommen unmöglich war. Selbst Einheimische in gut gerüsteten 4WD’s (Allradfahrzeugen) trauten sich nicht durch’s Wasser.

Floodway - überflutete Straße
Diese 1,80 Meter hoch überflutete Straße machte uns einen dicken Strich durch die Rechnung

Also trafen wir nach kurzer Beratung eine endgültige Entscheidung: anstatt bei diesen schwierigen Verhältnissen immer weiter in den Norden vorzudringen, ohne Allradantrieb und ohne zu wissen was uns hinter der nächsten Straßenbiegung erwartet oder ob wir am geplanten Ziel ankommen können, entschieden wir uns für den geordneten Rückzug. Wir wollten zurück zur Shark-Bay und nach Monkey Mia. Dort hatte der Zyklon laut Aussage vieler Reisender keine Schäden angerichtet und alle Straßen sollten gut befahrbar sein. Zudem leben dort wilde Delphine, die man vom Strand aus beobachten kann. Somit war es einstimmig entschieden: es ging zurück in den Süden.

EDIT: Jetzt, einige Wochen nach dieser turbulenten Fahrt, war es definitiv die richtige Entscheidung. Wir haben erst im Nachhinein erfahren, dass das Ningaloo Reef für mehrere Tage gesperrt und Corral Bay und Exmouth schwer getroffen waren. An Urlaub wäre in der Region nicht zu denken gewesen. Gut also, dass wir den Leuten da nicht im Weg standen. Die hatten nach dem Sturm echt andere Probleme

Die Delphine von Monkey Mia

Vor uns lagen weitere 500 Kilometer durch den Outback, die wir in akzeptabler Zeit hinter uns brachten. Gegen 16:00 Uhr trafen wir ziemlich erschöpft aber glücklich im Monkey Mia Resort ein. Nach dem Check-In auf dem unübersichtlichen Gelände, wollten wir kurz vor Sonnenuntergang nochmal ins Wasser. Von unserem Standplatz sind es nur 50 Meter bis zum wunderschönen Strand. Also packten wir das nötigste zusammen und gönnten uns die verdiente Abkühlung im Meer. Und als wir da im seichten Wasser standen, staunten wir nicht schlecht als plötzlich völlig unerwartet ein Delphin neben uns auftauchte. Er schwamm eine zeitlang in der Nähe, schien dann Anlauf zu nehmen und tauchte genau zwischen uns beiden durch. Die anderen Urlauber bestaunten uns ungläubig und sprachen aus was wir dachten: „WOW!“ Der absolute Wahnsinn. Nur wenige Zentimeter von uns entfernt war dieses beeindruckende Tier vorbeigeschwommen.

Monkey Mia Delphin
In Monkey Mia kann man wilde Delphine aus nächster Nähe erleben

Nach einer Dusche und einer ausgiebigen BBQ-Session sitzen wir jetzt unter einem grandiosen Sternenhimmel und freuen uns auf die nächsten Tage hier in Monkey Mia. Nach dem Sturm-Chaos der letzten Tage, haben wir uns wohl etwas Erholung verdient.

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