Nachdem wir am Bohinj See letztlich doch noch viel Glück mit dem Wetter hatten, könnt ihr sicherlich schon ahnen, wie es wenige Stunden später aussah, als wir uns der slowenisch-kroatische Grenze näherten? Richtig: es schüttete wie aus Eimern. Und da das hiesige Abflusssystem nicht für derartige Regenmengen konzipiert zu sein scheint, fuhren wir immer wieder durch kleine Seen die die Straße überspült hatten. Allerdings sollte uns dieser heftige Regenguss noch zu Gute kommen – aber dazu später mehr.
Zrinka House in Grabovac
Bei Jurovski Brod überfuhren wir die Grenze, was sich aufgrund von ausführlichen Passkontrollen allerdings als recht langwierig erwies. Passkontrollen fragt ihr? Innerhalb der EU? Ja, denn Kroatien ist zwar EU-Mitglied, allerdings noch nicht dem Schengen-Abkommen beigetreten. Das soll erst 2019 erfolgen. Bis dahin muss man beim Grenzübertritt also noch mit etwas längeren Wartezeiten rechnen. Uns ließen die pflichtbewussten Grenzbeamten zum Glück anstandslos passieren, so dass wir kurz darauf unsere Fahrt zu unserem heutigen Zielort fortsetzen konnten. In Grabovac, einige Kilometer nördlich der berühmten Plitvicer Seen, bezogen wir unsere Unterkunft im großartigen Zrinka House. Wir wurden überaus herzlich in Empfang genommen, in ein wunderschönes Zimmer im ersten Stock geführt und anschließend noch mit allerlei Tipps für den Abend versorgt, das wir uns gleich wie zu Hause fühlten. Nach einem leckeren Abendessen fielen wir denn auch zufrieden und todmüde ins Bett.
Nach einer erholsamen Nacht erwartete uns dann ein derart spektakuläres Frühstück, das wir diese Unterkunft unbedingt empfehlen müssen. Es gab eine große Auswahl an Obst, verschiedene Müslis, tolles Brot und großartige Brötchen, selbstgemachten Yoghurt, Käse und Wurst, dazu den grandiosen Kroatischen Schinken Pršut in rauen Mengen und dann auch noch zig verschiedene Eierspeisen. Uns wurde wirklich jeder Wunsch von den Augen abgelesen und die fleißigen Mädels des Hauses wuselten ständig um und herum um uns mit weiteren Leckereien zu versorgen. Abschließend überreichte uns unsere Gastgeberin am Platz auch noch Lunch-Tüten, damit wir uns mit reichlich Proviant für den Tag versorgen konnte. Vorher ließ sie uns nicht gehen. Einfach großartig 😉
Tagestour zu den Plitvicer Seen
Gegen 8:30 Uhr starteten wir dann zu unserer Tagestour zu den Plitvicer Seen, einem DER Touristenmagnete Kroatiens. Bereits seit 1979 zählt diese Naturphänomen zum UNESCO-Weltnaturerbe und begrüßt jährlich etwa eine Million Besucher. Der komplette Nationalpark Plitvicer Seen umfasst eine Fläche von rund 29.500 Hektar und ist damit der größte Nationalpark des Landes. Hier finden sich insgesamt 16 Seen, die durch den Zusammenfluss verschiedener Flüsse entstanden sind. Da die Seen mit ihrer azurblauen Färbung und ihrem unfassbar klaren Wasser jeweils auf unterschiedlichen Höhen liegen und es einen stetigen Wasserzufluss gibt, finden sich hier zahllose spektakuläre Wasserfälle und eine besonders reiche Flora und Fauna. Dies wird vor allem durch die Kalksteinbarrieren zwischen den Seen begünstigt, die durch ein Wechselspiel von Wasser, Luft und Vegetation entstehen. Viele kennen die markante Landschaft des Nationalparks sicherlich auch aus den Winnetou-Filmen. Auch der erfolgreichste Film der Reihe, „Der Schatz im Silbersee“, wurde maßgeblich hier gedreht.
Auf Wanderweg C durch die Plitvicer Seen

Da der Park wirklich riesig ist und es zahlreiche Routen durch die Seenlandschaft gibt, empfiehlt sich im Vorfeld eine ausführliche Vorbereitung. Dabei half uns maßgeblich eine Website, die ich euch wärmstens ans Herz legen möchte, wenn ihr eine ähnliche Tour plant: auf dem privaten, deutschsprachigen Angebot plitvicer-seen.com erfahrt ihr wirklich alles was wichtig ist. Der Betreiber hat zahllose Bilder, Routenvorschläge und nützliche Tipps zusammengetragen, die man in dieser Form nicht mal im Park selber bekommt. Dank dieser tollen Informationsquelle hatten wir uns für die Wanderweg C entschieden (Dauer 4-6 Stunden).
Wir steuerten den nördlichen Eingang No. 1 an und parkten unser Auto nur wenige Fußminuten entfernt. Am Eingang selbst warteten schon zahlreiche Leute auf Einlass. Laut verschiedenen Quellen kann man hier in der Hauptsaison sogar schon mal mehrere Stunden in der Schlange vor der Kasse stehen, so beliebt ist der Nationalpark. Wir hatten jedoch vorsaisonales Glück und waren nach nur etwa 30 Minuten im Park. Dann kam auch schon das erste WOW!
Der große Wasserfall „Veliki slap“
Die Besucher erwartet schon unmittelbar hinter dem Eingang No. 1 der große Wasserfall, „Veliki slap“. Majestätisch stürzen die Wassermassen aus einer Höhe von 78 Metern in die grüne Tiefe, die von zig tiefblauen Wasserströmen durchzogen wird. Vom Plateau am Eingangsbereich hat man einen atemberaubenden Blick auf das Naturschauspiel. Auch wir standen erst mal einige Minuten mit offenen Mündern da, bevor wir uns an den Abstieg ins Tal wagten.
Über Holzplanken durch Wasserfälle

Auf einem gut ausgebauten Weg wanderten wir etwa 10 Minuten in die Tiefe und folgten dann der guten Beschilderung auf unseren Wanderweg C. Von nun an ging es größtenteils auf etwa 3 Meter breiten Holzstegen, die gekonnt in die Landschaft integriert wurden, immer tiefer in den Park. Überall gluckste und gluggerte es, während wir durch die märchenhafte Wasser-Waldlandschaft spazierten. Dabei kamen uns offenbar die oben erwähnten Regenfälle des Vortages zugute, denn wie wir hörten, seien die Wasserfälle bei diesen Bedingungen besonders großartig anzuschauen und die Seen nochmal etwas „näher am Besucher“. Im wahrsten Sinne des Wortes: einige Passagen waren überspült worden und Wege die direkt über einen Wasserlauf führten, sorgten beim ein oder anderen für nasse Schuhe. Klagen kamen jedoch nicht auf. Insgesamt war die Atmosphäre unter den Besuchern aus aller Welt überaus freundlich. Wir hörten im Verlauf der Wanderung chinesisch, italienisch, spanisch, verschiedene englische Dialekte, japanisch, skandinavische Sprachen und immer wieder auch deutsch und viele andere Sprachen die wir nicht klar zuordnen konnten. Doch trotz der zahlreichen Sprach- und Mentalitätsunterschiede gönnte jeder jedem seine Minuten vor dem nächsten tollen Wasserfall, war bereit ein Foto von der nachfolgenden Gruppe zu machen oder halfg kurzerhand beim überwinden eines Hindernisses.
Denn auch wenn man innerhalb des Parks nur selten allein unterwegs ist und der Besucherstrom kaum mal länger als 5 Minuten abreißt, ist man der Natur an den Plitvicer Seen ganz besonders nah. Man vergisst die Zeit und lässt sich einfach durch die grandiose Landschaft treiben, in der Elfen und Zwerge leben müssen. Hinter jeder Ecke wartet ein neues WOW! und kein Foto wird dem gerecht was wir an diesem Tag alles sehen durften. Unzählige Wasserfälle, Wasserflächen wie aus Glas, darin unzählige Fische die zum greifen nah scheinen, unglaubliches Grün, eine Fülle an Leben überall, die einen die Probleme der Welt für kurze Zeit vergessen lassen. Klingt pathetisch, aber ihr solltet diesen Superlativ selber einmal erleben.

Nach etwa 4 Stunden Fußmarsch, einer beschaulichen Bootstour (für die wir weitere 30 Minuten anstehen mussten) und einer kurzen Fahrt mit dem Unimog, standen wir nachmittags wieder am Eingang No. 1 und versuchten zu sortieren, welche Highlights wir in den letzten Stunden alle gesehen hatten. Aber – da fehlte doch noch was. Richtig: der große Wasserfall den wir am Anfang gesehen hatten. In den kann man nämlich quasi reinwandern. Auch wenn dieser Pfad nicht zu den offiziellen Wanderungen gehört, ist man im Tal in wenigen Minuten an der Abzweigung Richtung Wasserfall. Je nach Publikumsaufkommen muss man dann noch etwas warten (bei uns waren es etwa 15 Minuten), bis man auf dem kleinen Plateau unterhalb der herabstürzenden Wassermassen ankommt. Der Anblick dort ist einfach der Wahnsinn und ganz anders als ich es erwartet hätte. Unmengen an feinem Wasserstaub machen dich binnen weniger Minuten klatschnass, was bei den hohen Temperaturen dieses Tages eine willkommene Abkühlung war. Dennoch sieht man den Wasserfall wegen des dauerhaften Sprühregens nur schemenhaft. Fotos machen also wenig Sinn und die Kamera sollte man bei all dem Wasser ohnehin besser in der Tasche lassen. Dennoch ein absolutes Highlight.
Anschließend traten wir zufrieden und ziemlich k.o. die Heimfahrt an. Morgen geht es dann schon wieder weiter: unser nächstes Ziel heißt Breda an der dalmatinischen Küste.
Hallöchen,
ich habe mir jetzt nochmal alles angeguckt und durchgelesen. Ihr macht wirklich eine prima Tour durch landschaftliche Schönheiten. Vielen Dank auch für die ausführlichen Berichte. Weiter so!!!
Küsschen Mum