So eine Nacht in einem echten Bett ist ja auch nicht verkehrt… dachte ich mir jedenfalls heute morgen, als wir in unserer netten kleinen Hütte nahe Vik aufwachten. Gestern hatten wir uns noch ein ausgiebiges Abendessen gekocht (der geräumigen Küche sei Dank) und heute morgen folgte die feudale Frühstücksvariante. Danach ging’s an die Tagesplanung: heute wollten wir zwei der berühmten Stabkirchen besichtigen. „Kirche gucken? Wie spannend…“ wird sich jetzt mancher denken. Aber diese Baudenkmäler haben es in sich! Sie wurden von Wikingern und deren Nachfahren komplett aus Holz erbaut und sind in ihrer äußerst kompakten Bauart und Ausgestaltung weltweit einzigartig. Die Stankirchen spiegeln die unglaublichen Fähigkeiten wieder, die die Nordmänner in Sachen Holzbearbeitung hatten. Viele der Bauwerke tragen neben den üblichen christlichen Zeichen auch viele heidnische Schnitzereien und Symbole und verkörpern somit den Übergang der Wikinger vom Heidentum ins Christentum. Einst gab es etwa 1.000 Stalirchen in ganz Norwegen, heute sind es nur noch 28.
Die Hopperstad Stabkirche
Die beeindruckende Hopperstad Stabkirche in Vik war unser erstes Ziel. Das mittelalterliche Bauwerk tront düster auf einem kleinen Hügel oberhalb des Dorfes. An den Giebeln prangen Drachenköpfe, wie sie einst auch die berühmtberüchtigten Wikinger-Schiffe trugen. Bedrohlich scheint das Gebilde auf den Besucher herabzublicken. Die Kirche wirkt mit ihren geteerten, fast schwarzen Holzplanken und den filigranen Schnitzereien wie ein seltsamer Fremdkörper in der sonst so grünen Umgebung. Trotz des mystischen Reizes, den diese Kirche auf uns ausübte, sparten wir uns das überteuerte Eintrittsgeld, um auch den Innenraum besichtigen zu können. Laut unserem Reiseführer, lohne sich das ohnehin bei einer anderen Stabkirche mehr. Und zu dieser ging’s jetzt.
Die Stabkirche von Urnes
In Vangsnes setzten wir ans Nordufer des Sognefjords über. Dort fuhren wir westwärts bis Solvorn, wo wir erneut eine Fähre nahmen um nach Urnes überzusetzen. Dort steht die älteste noch erhaltene Stabkirche von 1130. Mit einem kleinen Besuchertrupp nahmen wir an einer geführten Tour teil und sahen diesmal auch den einzigartigen Innenraum. Besonders interessant ist aber das reich geschnitztes Nordportal, das wie das Tor zur Unterwelt aussieht. Die einzigartige Schnitzkunst, mit der dieses Kunstwerk hergstellt wurde, gibt den Forschern bis heute Rätsel auf. Sicherlich auch deswegen wurde das Portal 1979 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.
Im Anschluss gönnten wir uns eine Waffel mit Sourcreme und Marmelade und verpassten bei dem Genuss gleich mal unsere Fähre zurück. Die nächste fuhr leider erst eine gute Stunde später, also hieß es warten. Zurück am Bus ging’s weiter bis nach Gaupne wo wir gerade bei lecker Spagetti sitzen. Morgen wird’s aufregend: wir planen eine Blue Ice Tour auf dem nahegelegenen Gletscher 🙂