Nach etwas zweistündiger Fahrt von Heidelberg traf ich in Haigerloch ein, einem kleinen Ort mit etwa 10.000 Einwohnern am Flüsschen Eyach im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Wem die wenig reizvolle Ortsbezeichnung unbekannt ist, dem sei folgendes gesagt: Haigerloch war stolze Residenz der Grafen von Hohenzollern-Haigerloch. Richtig gelesen, Hohenzollern. Jenes Fürstengeschlecht aus dem zahllose preußische Könige und deutsche Kaiser hervorgingen. Und deren Stammsitz, die malerische Burg Hohenzollern war, mein nächstes Highlight auf der #TOURGERMANY.
Schloss Haigerloch
Doch wenn man schon den Stamsitz eines derart berühmten Herschergeschlechts besucht, sollte man doch auch standesgemäß nächtigen, oder? Bei meiner Recherche stieß ich auf das schmucke Schloss Haigerloch, in dem inzwischen ein ansehnliches 4-Sterne-Hotel untergebracht ist. Da sich dieses jedoch vor allem auf Tagungen und Seminare spezialisiert hat und diese Spezialisierung in Zeiten von Corona offenbar für eine geringe Auslastung sorgt, konnte ich mir ein schickes Zimmer zu einem unschlagbar günstigen Preis sichern.
Nachdem ich eingecheckt hatte erkundete ich die Räumlichkeiten der Anlage, die erhaben auf einem Felsen oberhalb des kleinen Ortes thront. Sie umfasst zahlreiche Gebäude, darunter eine Hofkaplanei, Vogtei, das eigentliche Schloss, der sogenannte „Fruchtkasten“ sowie eine beeindruckende Schlosskirche. Leider waren die zugänglichen Bereiche des Schlosses weit weniger spektakulär als erhofft. Die Einrichtung eher zweckdienlich, die Kunst an den Wänden eher profan und das Restaurant – aktuell geschlossen. Dafür konnte zumindest die Schlosskirche für einen Wow-Effekt sorgen.
Vom Schlossberg war ich in etwa fünf Minuten im Zentrum des Ortes angelangt und stellte leicht erschrocken fest, dass nahezu alle Restaurant und Cafés geschlossen hatten. Einzelhandel – nahezu Fehlanzeige. Der Dorfplatz bot ein trauriges Bild. Alles ebenfalls eine Folge des Coronavirus und der damit einhergehenden Umsatzeinbußen, die den kleinen Ort offenbar mit enromer Wucht getroffen haben. Ich erklomm den dem Schlosss gegenüberliegenden Hügel, auf dem der sogenannte Römerturm steht, um wenig später bei einem netten italienischen Restaurant auszukommen, bei dem ich hervorragend essen und nett mit den Betreibern quatschen konnte. Später zurück im Hotel lernte ich ein nettes Paar aus Berlin kennen, mit denen ich bei dem ein oder anderen Glas Wein über Gott und die Welt sprach. Zusammengefasst also ein durchaus gelungener Abend mit guten Gesprächen und tollem Essen.
Burg Hohenzollern
Am Folgetag sollte es also zur berühmten Burg Hohenzollern gehen. Jedoch macht das Coronavirus auch vor einer monumentalen Burg nicht halt. Denn die Einschränkungen durch das notwendige Hygienekonzept, machten die Bestelltung eines Online-Tickets im Vorfeld notwendig. Doch nach wenigen Clicks und Entrichtung von sportlichen 16 EUR, kam meine Eintrittskarte umgehend per Email bei mir an. Meinen Wunsch-Timeslot für den Besuch konnte ich frei wählen und so entschied ich mich für eine Ankunftszeit zwischen 10 und 11 Uhr, um der mittaglichen Hitze zu umgehen.
Praktisch: die Parkgebühr ist inklusive, so dass ich direkt vom Parkplatz aus starten konnte. Der Aufstieg zur Burg ist allerdings nicht ohne. Leute mit eingeschränkter Mobilität dürten ihre Mühe haben und sollten einen Fahrdienst beauftragen. Wer jedoch gut 15 Minuten den Burghügel hinaufgekraxelt ist, dem eröffnet sich ein imposanter Blick auf die wunderschöne Burganlage.
Lohnenswerte Besichtigung
Bereits seit 1267 bestand eine Wehranlage auf diesem Hügel, der strategisch besonders günstig gelegen ist, da er alle umgebenden Hügel überragt. Die erste Burg wurde jedoch bereits 1423 völlig zerstört, woraufhin 1454 ein zweiter Bau folgte, der größer und wehrhafter angelegt wurde. Im Zuge des 30-jährigen Krieges erfolgten Erweiterungen und der Ausbau zur Festung. Später wurde der Unterhalt der Anlage jedoch zu teuer und die Hohenzollern wichen lieber in andere Besitzungen aus, so dass die Burg zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein eher trauriges Bild abgab. Erst Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, später König Friedrich Wilhelm IV., fasste 1819 den Entschluss, die Stammburg seines Hauses Hohenzollern wieder aufzubauen. Es entstand eine der imposantesten Burganlagen Deutschlands im neugotischen Stil, die man heute in all ihrer Pracht besichtigen kann.
Beim Rundgang erfährt man allerlei Wissenswertes zum Adelsgeschlecht der Hohenzollern, den zahlreichen Ereignissen auf der Burg und der bewegten Geschichte des Stammsitzes. Besonders praktisch: über eine kostenlose App hat man jederzeit seinen eigenen Audio-Guide parat und kann die Besichtigung somit in seinem eigenen Tempo ablaufen. Ich fand’s absolut lohnenswert und kann einen Besuch auf der Burg Hohenzollern absolut empfehlen.