Nach einer ziemlich durchwachsenen Nacht mit wenig Schlaf ging es heute morgen gegen 8 Uhr in Düsseldorf auf die Autobahn. Mein erstes Ziel war Worms, das einst von den Kelten gegründet worden sein soll und mit Trier, Augsburg und Kempten um den Rang als älteste Stadt Deutschlands ringt. Zudem gilt sie als legendäre Stadt Niebelungen, der fränkischen Reichstage und schließlich als Lutherstadt. Denn hier verteidigte Martin Luther im Jahr 1521 gegenüber Kaiser Karl V. seine 95 Thesen. Reichlich viel Geschichte also, die es zu erkunden gilt!

Wormser Dom

Wormser Dom
Blick auf den Wormser Dom

Besonders reizte mich aber schon lange der Dom St. Peter zu Worms, der neben denen in Mainz und Speyer als einer der drei Kaiserdome gilt.  Er wurde zwischen 1130 und 1181 erbaut und steht mitten in der Wormser Innenstadt. Zwar ist er der kleinste der drei rheinischen Kaiserdome, hat aber eine außerordentliche geschichtliche Bedeutung. So findet sich hier unter anderem die Gruft der Salier, jenem ostfränkisches Adelsgeschlecht, dass von 1024 bis 1125 durchgehend die Könige und Kaiser im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation stellte. Zudem beeindruckt der Dom durch seinen schlanken, steil aufragenden, spätromanischen Baustil, der jeden Betrachter sofort in seinen Bann zieht.

Im direkten Umfeld des Doms gibt es zahlreiche günstige Parkhäuser, so dass man in wenigen Minuten vor dem imposanten Bauwerk steht. Da Innere beeindruckt weniger durch Protz und Prunk, als durch aufsgewogene Formgebung und perfekte Harmonie. Die gotischen Reliefs, die prächtigen Fenster und die zahlreichen Details im Chorraum sind wirklich beeindruckend.

Gruft der Salier
Die Gruft der Salier im Wormser Dom

Weit weniger beeindruckend ist dafür die Wormser Innenstadt. Ganz ehrlich: von einer derart alten Stadt, in der im Laufe der Jahrhunderte nicht weniger als 22 Kaiser Hof- und Reichstage stattgefunden haben, hatte ich mehr erwartet. Leider wurde die Stadt jedoch im Jahr 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch Truppen König Ludwig XIV. zerstört und hatte auch danach eine bewegte Geschichte. Somit sind weit weniger historische Gebäude erhalten geblieben als ich gedacht hatte. Heute zählt Worms zwar rund 83.000 Einwohner, bietet dem Besucher aber eine absolut austauschbare, seelenlose Innenstadt mit unansehnlichen Fassaden aus den 1980er Jahren und beliebigen 08/15-Flilialen der üblichen Einzelhandelsketten. Dementsprechend wenig hielt mich nach der Dom-Besichtigung in der Stadt, so dass es weiter nach Speyer ging.

Speyer und das UNESCO-Weltkulturerbe Speyrer Dom

Altpörtel in Speyer
Altpörtel in Speyer

Zum Glück war die Fahrt nur ein Katzensprung: von Worms ist Speyer gerade mal 50 Kilometer und somit nicht mehr als 35 Minuten mit dem Auto entfernt. Mein Hotel im Stadtzentrum war schnell gefunden und das benachbarte Parkhaus ließ mich für gerade mal 3,50 EUR pro Tag (!) parken, so das ich meine Erkudungstour durch die historische Stadt schnell und überaus entspannt starten konnte. Mein Weg führte mich schnurstracks zum höchsten Gebäude in der Umgebung, dem sogenannten Altpörtel, das einst als westliches Stadttor fungierte. Heute ist das weithin sichtbare Bauwerk, das in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet und 200 Jahre aufgestockt wurde, mit einer  Höhe von 55 Metern eines der höchsten und bedeutendsten Stadttore Deutschlands.

Wer es durchschreitet, dem eröffnet es den Blick auf die malerische Speyerer Altstadt. Von hier aus führt die Maximilianstraße als ehemalige „Via Triumphalis“ der alten Kaiserstadt, auf einer Strecke von gut 600 Metern unmittelbar zum beeeindruckenden Dom. Die ehemalige Prachtstraße fungiert auch heute noch als großzügige Hauptgeschäftsstraße, auf der sich links und rechts zahlreiche Geschäfte, Restaurants, Cafes und Bars aneinander reihen. Die Hausfassaden versprühen historische Flair, so dass man auf dem beschaulichen Fußmarsch zum Highlight Speyers bereits einen guten Eindruck von der einstigen Bedeutung der Stadt erhält.

Dom zu Speyer
Blick auf den monumentalen Dom zu Speyer

Und dann steht man vor dem Kaiserdom zu Speyer. Was für ein Bauwerk. Einst die größte Kirche der Welt, heute die weltweit größte noch erhaltene romanische Kirche und seit 1981 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Auch wenn das Westwerk, das deutlich neuer ist als der Rest des Doms, den Blick des Besuchers zuerst fesselt, eröfffnet sich die wahre Größe dieses monumentalen Sakralbaus erst im Inneren. Ihre Geschichte beginnt im Jahr 1025, als der salische König und spätere Kaiser Konrad II. den Bau mit dem Ziel begann, die größte Kirche des Abendlands zu errichten. Das gelang ihm, auch wenn er deren Fertigstellung selbst nicht mehr erlebte.

Der Dom zu Speyer

Dom zu Speyer
Im Inneneren des Dom zu Speyer

Auf die einzelnen Highlights dieser unfassbaren Kriche möchte ich an dieser Stelle gar nicht eingehen. Lest euch den Wikiperdia-Eintrag dazu durch, der toll beschriebt, was der Dom zu Speyer alles zu bieten hat. Hier nur ein paar Eckpunkte:

  • Der Speyrer Dom war lange Zeit die größte Kirche der Welt
  • In ihm befindet sich die größte romanische Hallenkrypta überhaupt
  • einst die länsgte Kathedrale der Welt
  • Er beherrbergt die bedeutendste Königs- und Kaisergrablege in Deutschland und ist somit vergleichbar mit dem französischen St. Denis bei Paris, dem spanischen in Escorial bei Madrid und dem englischen in der Westminster Abbey in London
  • Der beeindurckende Domschatz umfasst zahlreiche Kunstgegenstände aus der Kaiserzeit

Ich für meinen Teil kann sagen, dass mich dieses Bauwerk nachhaltig beeindruckt hat. Ich habe hunderte Kirchen und Kathedralen auf der ganzen Welt besucht, aber dieser Bau, der quasi vor meiner Haustüre liegt, hat mich in seiner Monumentalität absolut begeistert. Wer die Zeit hat, sollte unbedingt den Audio-Guide vorne an der Krypta nutzen und auch gleich das Kombi-Ticket lösen, das neben dem Zugang zur Krypta auch jenen zum Kaisersaal und zum Turm ermöglicht, von dem man nach mehr als 200-stufigem Aufstieg einen wunderbaren Blick über die ansonsten recht beschauliche Stadt hat. Von hier oben aus ist es kaum zu glauben, das Speyer zu Baubeginn nicht mehr als 500 Einwohner gehabt haben soll…

Weitere Highlights in Speyer

Wem nach einer ausgiebigen Dombesichtigung nach Erfrischung ist, dem sei die Domhof Hausbrauerei empfohlen, die sich vom Hauptportal gleich vorne rechts befindet. Hier bekommt man neben gutbürgerliche Küche zahlreiche unterschiedliche Bierspezialitäten, die dierekt vor Ort gebraut werden.

Wer weitere Highlight sucht, der findet nur weniger hundert Meter weiter das historische Museum der Pfalz, das definitiv einen Besuch wert ist, aktuell aufgrund der Corona-Einschränkungen jedoch geschlossen ist. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Gedächtniskirche der Protestation, die 1529 errichtet wurde und deren Turm mit 100 Metern Höhe der höchste der Pfalz ist. Des Weiteren ist die weithin sichtbare Josephskirche erwähnenswert die gemeinsam mit Dom, Gedächtniskirche und  Altpörtel die Silouhette der Stadt Speyer prägt.

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