Nach unseren großartigen Erlebnissen in der Woodburry Lodge des Amakhala Game Reserve, die wir schweren Herzens verließen, führte uns unsere Tour heute in den Tsitsikama National Park, der inzwischen zum übergeordneten Garden Route Nationalpark gehört. Von der N2 Bogen wir in Richtung Storms River Mouth ab, und gelangten nach einigen Kilometern zum Eingang des dicht bewaldeten Parks. Das Einlassprocedere war dann ungewohnt bürokratisch: jeder Fahrer muss hier einen Fragebogen mit Informationen zu allen mitfahrenden Personen ausfüllen, dann geht es hinter der Schranke zur Park-Verwaltung, wo man – je nach Andrang – erstmal wartet. Wie auf dem Amt steht man in einer Schlange und wird dann einem Counter zugewiesen. Dort wird die Parkgebühr eingefordert, deren Höhe uns etwas überraschte: rund 700 Rand mussten wir zahlen. Das sind zwar letztlich pro Person und Tag nur 12,50 Euro, wenn andere Parks aber für unbegrenzt viele Personen inkl. Auto nur 3 bis 5 Euro kosten, ist eine gewisse Verwunderung wohl nachvollziehbar. Nach einigen weiteren Formularen erhielten wir eine kurze Parkeinweisung und schließlich den Schlüssel zu unserem Chalet.
Storms River Rest Camp
Mit der ausgehändigten Wegbeschreibung fuhren wir auf der Straße etwa einen Kilometer bis zum Storms River Rest Camp, wo wir ein kleines aber feines Blockhaus direkt am Meer bezogen. Das Areal des Rest Camps beherbergt neben einem kleinen Zeltplatz und Stellplätzen für Camper auch einen kleinen Supermarkt (zur Hälfte eher ein Souvenirshop!) und ein hervorragendes Restaurant, zu dem ich später noch komme. Jedes der etwa 30 Chalets hat eine große Außenterrasse mit Sitzmöglichkeiten, riesige Wohnzimmerfenster, hinter denen man es sich bei schlechterem Wetter in großzügigen Sesseln bequem machen kann, und über Küche und Bad. Alles gepflegt und sauber. Das Beste ist jedoch der Ausblick auf die Küste: das Meer ist nur ca. 20 Meter entfernt. Zwar haben wir hier keinen Sandstrand (dafür müssen wir 2 Minuten gehen), aber die schroffen Felsformationen auf die die Brandung trifft haben ihren eigenen, ganz besonderen Charme. Links und rechts vom Blockhaus reihen sich steile, bewaldete Hügel bis zum Horizont und verleihen diesen Küstenstreifen ein wildes und ursprüngliches Aussehen.
Tsitsikamma Nationalpark
Leider ist es jedoch ein spärlich dünner Streifen ursprünglichen Waldes, der nach der Holzfällerzeit hier übrig geblieben ist. Generationen europäischer Siedler haben hier die wertvollen Black Ironwood und Yellowwood Bäume, die teils über 1.500 Jahre alt und meist über 35 Meter hoch waren, abgeholzt und zu Schiffen und Häusern verarbeitet. In den unzugänglichen Hügeln des heutigen Tsitsokamma NP kamen sie jedoch offenbar nicht so gut mit ihren Methoden voran – ein Glück für die Natur. Irgendwann entdeckte auch die britische Krone die erhaltungswürdige Küstenregion und stellten sie als damaliger Kolonialherr unter Schutz. Seither gilt dieses Kleinod am Indischen Ozean als einer der letzten Urwälder Südafrikas. Leider haben nur wenige der Baumriesen überlebt, dennoch erleben Besucher hier eine üppige, fast undurchdringliche grüne Welt. Diese gilt zudem als besonders Artenreich und sogar als moderner Jurassic Parc: mehr als 30 bislang unbekannte Insekten wurden hier seit 2000 entdeckt.
Braai – Grillen auf Südafrikanisch
Nachdem wir uns in unserem Häuschen eingerichtet hatten, besuchten wir den kleinen Supermarkt des Camps, um uns mit den letzten Zutaten für unser erstes Braai einzudecken. Das Afrikaans-Wort bedeutet so viel wie „braten“ oder wie wir sagen: grillen! Dafür braucht man nicht viel: etwas Holz oder Kohle, einen Braistand (ähnlich unserem Grill, sieht aber eher aus wie ein kleines Regal aus Stahl) und ein Roost (Grillrost). Letzteres fehlte bei uns im Haus, weswegen wir es bei den netten holländischen Nachbarn leihen mussten. Das Roost ist vergleichbar mit einem Grillkorb. Das Fleisch – in unserem Fall ein kapitales Stück 500 Gramm Stück Beef für den Herren und ein paar unbedeutende Hähnchenspieße für die Dame – werden in den Roost eingeklemmt und dann nach Hitze-Bedarf auf eine der Regal-Etagen des Braaistand eingehangen.
Das geschieht, etwas ungewöhnlich, auf einer außen an der Terrasse angebrachten Plattform, die sportliche 3 Meter über unseren geparkten Leihwagen schwebte. Unsere ersten Zweifel wurden zum Glück nicht bestätigt, die Konstruktion hielt und unser erster Braai-Versuch gelang nicht perfekt aber wir hatten unseren Spaß und wurden ordentlich satt.
Suspension Bridge Storms River Mouth
Am Folgetag machten wir uns auf um die die Highlights des Parks zu erlaufen. Wir wussten nicht so recht was uns erwartete, da das Informationsmaterial an der Rezeption eher spärlich war und auch unsere Reiseführer kaum brauchbares beisteuerten. Wir wussten aber von den berühmten Hängebrücken, die man über einen 2km langen Trail durch den Urwald in etwa einer Stunde erreichen sollte. Also packten wir unseren Rucksack und zogen los. Hinter dem kleinen Strand in der nächsten Bucht ging es aufwärts: hölzerne Treppen führten ins Grün, vorbei an einem kleinen Wasserfall und entlang der steilen Küste. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit (hier regnet es unglaublich häufig!) kamen wir schnell ins schwitzen, dafür aber gut voran. An der Wegstrecke sahen wir mehrere Infotafeln, die die Geschichte des Parks und die Bedeutung der Pflanzen- und Tierwelt erläuterten.
Und dann – waren wir auch schon da. Wir waren gerade mal 20 Minuten gelaufen und standen vor einer wenig spektakulären Hängebrücke die über den durchaus beeindruckenden weil fast schwarzen Storms River führt. Aber warum? Das erschloss sich uns auch nicht, als wir das schwankende Ding, das gerade mal 7 Meter über dem Wasser entlang führt und auch nicht sonderlich lang ist, überquert hatten. Offenbar hatte das irgendein Holländer vor geraumer Zeit hier zwischen die Felsen gepflanzt, damit man einen Grund hat hierher zu laufen. Wir hätten das allerdings auch ohne Brücke getan, denn der Wald ist wirklich sehenswert.
Zurück am Haus war unsere Tagesplanung irgendwie hinfällig. Wir hatten damit gerechnet erst gegen Nachmittag wieder zurück zu sein. Also was tun? Auf dem Weg zur Brücke hatten wir eine Wanderkarte entdeckt, die über zwei große Wanderrouten aufklärte, die von hier starten: der Otter Trail und der Dolphins Trail, jeweils benannt Nacht den Tieren, die auf den jeweils mehrtägigen Wanderung besonders häufig gesichtet werden können. Die kamen beide aufgrund ihrer Dauer aber nicht in Frage. Was also tun mit der Freizeit? Nach unseren ereignisreichen letzten Tagen hatten wir uns eigentlich mal eine Verschnaufpause verdient. Also packten wir die Badesachen ein uns wanderten ca. 5 Minuten in die andere Richtung. Dort erwartete uns der Camp eigene, erfreulich große Naturwasser Pool, der nur 10 Meter vom Meer entfernt, direkt an die Felsen gebaut ist. Und das Beste: wir waren die einzigen Gäste!
Hier verbrachten wir den sonnigen Nachmittag und ließen einfach mal die Seele baumeln. Irgendwann entdeckten auch andere Gäste das kühle Nass und wir verzogen uns wieder in unser Häuschen.
Restaurant Cattle Baron
Eine Dusche und ein Windhoek Lager später, waren wir wieder startbereit. Wir wollten das einzige Restaurant des Camps ausprobieren, das nur einen 5-Minuten-Spaziergang entfernt liegen sollte. Jedoch war das hochgelobte Cattle Baron kürzlich (Dezember 2016) abgebrannt. Zum Glück hatten sich die Betreiber jedoch etwas einfallen lassen und ein riesiges Zelt aufgebaut, in dem das Restaurant einen provisorische Bleibe fand. Allzu hoch waren unsere Erwartungen daher nicht. Wir nahmen also an den gemütlichen Holztischen im Außenbereich Platz und erhielten vom hervorragenden Kellner die Karte. Bei dem Angebot, das sich uns darin bot, lief uns dann das Wasser im Mund zusammen. Die unglaublich günstigen Preise versüßten uns die folgende Bestellung zusätzlich: Filet-Schnitzel (ja, so haben wir auch geguckt) mit gebackenen Minikartoffeln und ein Chateaubriand mit Saisongemüse. Unser Fazit: ÜBERRAGEND. So ein unfassbar guter Laden hier am Ende der Welt… einfach unglaublich. Satt und zufrieden sanken wir wenig später ins Bett und schliefen schon um 21:30 Uhr ein. Muss wohl die Meeresluft und das gebetsmühlenartige Meeresrauschen sein, das dich hier dermaßen einschläfert. Oder der beruhigende Blick auf die See – keine Ahnung. Alles gut, satt, zufrieden, lecker Wein… Gute Nacht!